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Etappensieg

Was im Frühjahr 2020 mit einer hoffnungsvollen Power Point Präsentation begann, endete im Spätherbst 2022 mit einer gemeinsamen Pflanzaktion mit vielen freiwilligen Helfern am Monrepos See. Doch bis zu diesem schönen gemeinsamen Abschlussevent war es ein langer und arbeitsintensiver Weg.

Im Jahr 2019 konnten bereits im dritten aufeinanderfolgenden Jahr sich verschlechternde Sauerstoff und Wasserwerte des Monrepos Sees beobachtet werden. Dies gab den verantwortlichen Wasserwarten des SFV Ludwigsburg Grund zur Sorge. Nicht zuletzt durch das dramatische Fischsterben am unweit gelegenen Max-Eyth See waren die Verantwortlichen in Sorge um das Ökosystem Monrepos.

Durch einen gemeinsamen Termin mit der Hofkammer des Hauses Württemberg (die Hofkammer verwaltet das Gelände rund um den Monrepos See) konnte auf die kritische Situation des Sees hingewiesen und Gehör gefunden werden. Viel wichtiger noch: Der gemeinsame Termin war der Startschuss vieler gemeinsamer Aktivitäten.

Als unmittelbare Sofortmaßnahme wurden Pumpen zur Sauerstoffanreicherung von der Hofkammer des Hauses Württemberg angeschafft und vom SFV Ludwigsburg im hinteren Teil des Sees installiert. Insbesondere in den frühen Morgenstunden sanken die Sauerstoffwerte des Sees drastisch und erzeugten für viele Fische eine nahezu lebensbedrohliche Situation. Durch Zuschalten der Sauerstoffpumpen konnte diesen kritischen Sauerstoffwerten erfolgreich entgegengewirkt werden. Durch Überbrückung dieser Situationen wurde zudem wertvolle Zeit für weitere Maßnahmen gewonnen. Den Sauerstoffpumpen widmete unter anderem die Stuttgarter Zeitung einen kurzen Bericht.

Wie es der glückliche Zufall scheinbar wollte, gelang über das breite Netzwerk des verantwortlichen Gewässerwarts der Kontakt zur „Stiftung für Umwelt und Natur“ der Sparda Bank Baden-Württemberg“. An dieser Stelle nochmals ein großer Dank an die Stiftung.  Durch das offene Ohr, die Bereitschaft zur Hilfe und die großzügige finanzielle Unterstützung von insgesamt 70.000 Euro konnte der SFV Ludwigsburg innerhalb kürzester Zeit viele Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität am Monrepos See einleiten und umsetzen. Neben der „Stiftung für Umwelt und Natur“ investierte die Hofkammer des Hauses Württemberg im gleichen Zeitraum zusätzlich knapp 90.000 Euro in die notwendigen Maßnahmen.

Neben vieler Einzelmaßnahmen wurde unter Anderem der sogenannte Mönch (der Ablauf) des Monrepos gereinigt und saniert. Ein funktionierender Ablauf eines Sees fungiert dazu, sauerstoffarmes Tiefenwasser ablaufen zu lassen. Durch die vielen Ablagerungen und die starke Verschmutzung des Monrepos wurde diese wichtige Funktion durch den dortigen Mönch nicht mehr gewährleistet. Schlimmer noch, durch die Verstopfung wurde sauerstoffreiches Oberflächenwasser im See zu Abfließen gebracht – genau jenes Wasser, das der Verbesserung der Wasserqualität zuträglich gewesen wäre.

Für die Durchführung dieser aufwändigen und vorbereitungsintensiven Arbeiten wurde eine Spezialfirma aus Hamburg beauftragt. Um den Bereich vor dem Ablauf („dem Mönch“) von abgelagertem Schlamm befreien zu können, musste dieser Bereich zunächst trockengelegt werden. Dies gelang mit einer riesigen „Abpressblase“ (vergleichbar mit einem großen Ballon), mit dieser konnte Ablaufbereich unter dem Brückenbogen verschlossen und somit das Nachfließen neuen Wassers verhindert werden. Im Anschluss wurde der Kanal vor dem Mönch ausgebaggert und von Schlamm befreit. Um auch nach der Sanierung die dauerhafte Funktion des Mönchs sicherzustellen, wurden weitere Maßnahmen ergriffen.

Vor dem Mönch wurde eine sogenannte Laubsperre errichtet. Diese verhindert das Versinken von Treibholz und Laub direkt im Bereich vor dem Mönch und somit ein weiteres Verstopfen. Ein Mitglied des SFV Ludwigsburg und ein Mitarbeiter der Hofkammer kümmern sich abwechselnd um den Mönch und halten diesen in Zukunft sauber. Vor Inbetriebnahme wurde der Mönch zusätzlich mit einer Pumpe modifiziert, diese wird von einer Zeitschaltuhr gesteuert und befreit den Mönch einmal täglich von Ablagerungen und Schlamm. Bereits nach kurzer Zeit spiegelten sich die Erfolge dieser Maßnahme bereits in einer messbar besseren Wasserqualität.

Das Messen der Wasserqualität dient uns an dieser Stelle als perfekte Überleitung zum nächsten Projekt. Die kontinuierliche Messung und Auswertung der Wasserwerte des Monrepos Sees war seither eine sehr zeitintensive Aufgabe. Neben der An- und Abfahrt war ein großes zusätzliches Problem zusätzlich die lediglich stichprobenartige Aufnahme der Wasserwerte zu lediglich einem Zeitpunkt am Tag. Um lückenlose und verlässlich auswertbare Daten zu generieren, konnte in Zusammenarbeit mit sechs Studierenden der Universität Reutlingen und unserem Gewässerwart der Einsatz eines so genannten „Datenloggers“ projektiert und umgesetzt werden. Mit der Inbetriebnahme des Geräts können verschiedene Wasserwerte nun jederzeit eingesehen und ausgewertet werden – beispielsweise über ein Smartphone. Ein weiterer Schritt zur effizienten Überwachung des Sees war gelungen.  Einen weiteren Bericht zur Installation des Datenloggers finden Sie hier.

In Zusammenarbeit mit den Studenten der Hochschule Reutlingen entstand (ausnahmsweise) abseits des Monrepos Sees die Infrastruktur für die neuen Homepage des SFV Ludwigsburg. Nicht nur unter der Wasseroberfläche war also so langsam Einiges in Bewegung.

In mehreren Arbeitseinsätzen mit zahlreichen Mitgliedern des SFV Ludwigsburg wurden viele weitere Einzelmaßnahmen ergriffen. Um die fehlende Ufervegetation wiederherzustellen und zu unterstützen, wurden in ausgewählten Bereichen tausende Pflanzen angesiedelt. Die Revitalisierung im und am See ist ein sehr wichtiger Teil des Projekts, durch genannte Maßnahmen entstehen neue Lebensräume. Gleichzeitig wird Biodiversität und Artenvielfallt gefördert. Mit der Spende der Stiftung für Umwelt und Natur wurde es dem SFV Ludwigsburg ermöglicht, weitere für die Gewässerpflege wichtige Werkzeuge anzuschaffen. Die Pflege des Gewässers ist ein wichtiger Bestandteil der Erhaltung der bisher erreichten Fortschritte.

In einer weiteren Maßnahme wurde der Zulauf oberhalb vom Bootsverleih optimiert. Um den Zulauf von Schlamm befreien zu können, wurden ähnlich wie bei den Arbeiten am Mönch schwere Maschinen benötigt. Um einer weiteren Verschlammung vorzubeugen und gleichzeitig neue Lebensräume zu erschaffen, wurden in diesem Bereich zusätzlich Teichrosen eingebracht.

Ohne eine wissenschaftliche Begleitung und Beurteilung haben die beschriebenen Maßnahmen natürlich lediglich ideelle Aussagekraft. Bereits 2014 gab es eine limnologische Untersuchung des Monrepos Sees, damals entstand durch die schlechten Messwerte und die Gesamtsituation eine sehr düstere Zukunftsprognose. Nach den aufgeführten Maßnahmen der letzten beiden Jahre rückte mit einer erneut limnologischen Beurteilung des Sees ein wichtiger Meilenstein näher. Glücklicherweise konnte der aktuelle Bericht die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen eindrucksvoll unter Beweis stellen. Es scheint, als sei die Wasserqualität des Monrepos Sees auf einem sehr guten Weg der deutlichen Verbesserung.

 

In einem letzten Arbeitseinsatz 2022 versammelten sich alle genannten Partner und Helfer am gemeinsam am Monrepos – es galt gemeinsam über 300 Stauden zu pflanzen. Unter anderem griffen Vorstände und Mitarbeiter der „Stiftung für Umwelt und Natur“, Frau Oberbürgermeisterin Keck (Stadt Kornwestheim), Herr Bürgermeister Mannl (Stadt Ludwigsburg) sowie Herr Setzer und Helfer (Hofkammer des Hauses von Württemberg) als Partner und Unterstützer vor Ort beherzt zur Schaufel. Die Eindrücke dieses Tages wurden in einem schönen Film festgehalten. Bei roten Würsten und Getränken klang der arbeitsreiche Vormittag vor der Fischerstube des SFV Ludwigsburg in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam aus und nach.

 

Was die Zukunft des Monrepos Sees mit sich bringt, ist Stand heute natürlich nicht abzusehen. Mit der unermüdlich harten und teilweise auch von Rückschlägen geprägten Arbeit scheint es uns jedoch zunächst gelungen, den negativen und besorgniserregenden Abwärtstrend aufzuhalten. Ohne die finanzielle Unterstützung unserer starken Partner und die unzähligen Stunden Arbeit unserer Vereinsmitglieder und weiterer Helfer wäre uns diese Umkehr nicht gelungen. An dieser Stelle nochmal ein herzlicher Dank an alle, die die Realisation dieser Projekte ganz egal in welcher Form unterstützt  haben. Durch Ihre und Eure Unterstützung können wir bezüglich der Wasserqualität des Sees etwas entspannter in die Zukunft blicken.

Andreas Schulz